Schafft Corona das bargeld ab?
ZDF-zoom Reportage (2020)
Deutschland ist gespalten: In keinem Land Europas wird so so viel Bargeld mit sich herum getragen. Doch seit der Corona Krise nutzen immer mehr Bürger das digitale Bezahlen. Die Pandemie beschleunigt den Trend des bargeldlosen Bezahlens. Kartenunternehmen profitieren von dieser Entwicklung, sie verdienen an den Gebühren. Datenschützer aber warnen, denn mit jeder Zahlung werden Informationen gesammelt, gespeichert und oft auch weiter gegeben. An der Wirtschaftsuniversität Wien hat Sarah Spiekermann digitales Bezahlen untersucht. Sie spricht von einem „Überwachungs-Kapitalismus“ mit Folgen: „Ganz normale, ähnliche Leute zahlen unterschiedliche Preise beispielsweise für Flugtickets, Hotels, werden nicht versichert oder erhalten nie ein bestimmtes Jobangebot.“
Tilmann P. Gangloff in der Frankfurter Rundschau: „Karte oder Cash“ dauert nur knapp dreißig Minuten, Kurzweiligkeit ist da gewissermaßen eingepreist. Trotz ihres Facettenreichtums und der Reisen kreuz und quer über den Kontinent ist die Reportage jedoch weder sprunghaft noch oberflächlich, selbst wenn selbstverständlich auch der industrielle Handel mit den Daten sowie die nahezu völlige Transparenz des menschlichen Daseins zur Sprache kommen. Und während es sonst oft eitel wirkt, wenn sich Reporter ins Bild stellen, ist es tatsächlich ein Vergnügen, Schüßler bei seiner Recherche zuzuschauen, zumal er offenbar ein angenehmer Gesprächspartner ist; jedenfalls wirken die sorgsam ausgewählten Männer und Frauen, mit denen er spricht, sehr entspannt. Der entscheidende Punkt ist jedoch die Nähe, die Schüßler auch zu seinen Zuschauern herstellt. Das Thema mag zwischendurch abstrakt werden, aber er findet jedes Mal Kriterien, die für Verbraucher von Bedeutung sind. Der sympathische Epilog schließlich illustriert das kleine Glück, das jeder kennt, wenn man auf der Straße eine Münze findet. Auch das gäbe es nicht mehr, wenn das Bargeld abgeschafft würde.