Verbranntes Geld - Money to ashes

Die große gier und der finanzcrash

Arte dokumentation (2009)

Diese Hedgefonds-Manager waren wie Weltkrieg-2-Bomber, die 50.000 Fuß über den Wolken ihre Bomben werfen, ohne ihre Opfer zu sehen.“ Bezirksbürgermeister Toni Brancatelli steht in einem gestrippten Haus in Ohio, die Viertel gleichen nach dem Platzen der Immobilienblase einer Geisterstadt. Hier startete die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise. Wer waren die Akteure, wer trägt die Verantwortung? Die Reise durch die Finanzkrise führt von der Immobilienspekulation in der US-amerikanischen Provinz über die Welthandelszentren New York und London nach Deutschland und Frankreich. „Gier, schnelles Geld und Gier, das war alles!“, sagt Frank Jackson, Bürgermeister von Cleveland, Ohio, „Wen willst Du verhaften?“ fragt sein Finanzchef: „Jeden Makler, jeden Schätzer, jeden Kreditnehmer, der ein falsches Einkommen angegeben hat, jeden Hypothekenvermittler, der den Betrug weitergetrieben hat, die Hypotheken-Banken, die Wall-Street, die Versicherer und Broker, die alles wussten? Es waren Millionen daran beteiligt und jeder ist auf seine Weise daran schuld.“ Der Hedgefonds-Manager Michael Bloch bringt das Credo der New Yorker Händler auf den Punkt: „Es ist doch egal, ob die Häuser Schrott sind, wenn du damit Geld verdienen kannst.“ Rating-Agentur-Mitarbeiter, Analysten, Börsenhändler – sie alle räumen ein, dass die Spekulation eine großartige Party war, von der jeder wusste, dass sie bald enden musste. Und sie wussten auch, was das ganz real bedeutet: Pleiten, Massenentlassungen, massiver Vertrauensverlust, Armut. Die Opfer sitzen in Deutschlands größter Werft, die keinen einzigen Auftrag mehr erhält, sie warten als Öko-Mittelständler vergeblich auf Kredite, sie protestieren auf den Straßen von Paris, sie klagen verzweifelt in Berlin über den Verlust ihrer Altersvorsorge. Auch Latisha, die in Cleveland zwei Schrott-Häuser kaufte, sitzt tief in der Kreide. „400.000 Dollar Schulden? Gott, ich weiß nicht mal genau, wie viel es sind.“ Die Finanzkrise ist und nur eine der geplatzten Spekulationsblasen des neoliberalistischen Zeitalters. „Wer mehr haben will, hat Recht, das ist die Nachricht, die an der ökonomischen Oberfläche vom Neoliberalismus ausgestrahlt wird“, sagt der Philosoph Peter Sloterdijk, „und man möchte zugleich, dass sich die Verlierer aristokratisch verhalten, während sich die Gewinner gierig verhalten dürfen.

Autor: Kersten Schüßler

Kamera: Thomas Hirschmann

Schnitt: Martin Eberle

Produktion: Rainer Regensburger (Bitcom)

Redaktion: Hans-Robert Eisenhauer (arte)