Wir bleiben!

Jung. Ostdeutsch. Selbsbewusst.

ZDf (2022)

Es gibt junge Ostdeutsche, die bewusst in ihrer Heimat bleiben. Sie nehmen ihr Leben in die Hand und wollen die Dinge verbessern. Sie gründen Co-Working-Spaces in der Provinz. Kulturprojekte in den Kleinstädten, moderne Unternehmen auf dem platten Land. Über solche Menschen, die mutig und entschlossen sind und sich nicht unterkriegen lassen, wollen die Autoren berichten.

Jadwiga Mahling, geboren 1983, Pfarrerin in der Lausitz (Sachsen)

„Ich habe längere Zeit in Tübingen und in Heidelberg studiert. Es war wunderschön. Und doch war es für mich eine zu satte Gesellschaft. Ich brauche die Peripherie, das Zerbrochene – dort, wo man etwas aufbauen kann. Und deshalb bin ich gerne hier in der Lausitz. „
André Neumann, geboren 1977, Oberbürgermeister in Altenburg (Thüringen)
„Es fehlt so etwas wie ein ostdeutsches Selbstbewusstsein für die Zukunft. In den Führungsetagen der Konzerne und in vielen politischen Bereichen sind die Westdeutschen immer noch stark präsent. Wie soll sich ein Selbstbewusstsein entwickeln, wenn ich in vielen Bereichen dieser Gesellschaft nicht stattfinde?“
Julia Voigt, geboren 1996, Kulturmanagerin in Chemnitz (Sachsen)
„Chemnitz ist wie so ein großes Schwarzes Loch und entwickelt so einen krassen Sog. Wenn du einmal drin bist, dann gibt es dir so viel. Dann hat diese Stadt so viel Reiz, dass du auch nicht mehr gehen willst.“
Simon Schandert, geboren 1989, Firmengründer in Wittenberg (Sachsen-Anhalt)
„Man muss sich richtig engagieren. Dann wird man auch als Ostdeutscher in die richtige Position kommen, in der man etwas bewirken kann.“
Christian von Hagen, geboren 1991, Angestellter in der Altmark (Sachsen-Anhalt)
„Du kannst nachts überall hingehen und klopfen, da hilft dir jemand. Ich vermute, dass im Westen nicht immer jemand anhält, wenn du eine Panne hast. Das ist vielleicht schon eine andere Mentalität.“
Florian Arndt, geboren 1999, Glasfaser-Monteur in der Altmark (Sachsen-Anhalt)
„Wenn ich zu Aufträgen in Niedersachsen fahre, gibt es mehr Geld als im Osten. Eine Gleichsetzung der Löhne wäre schon cool. Denn ob du eine Flasche Wasser hier kaufst oder 20 Kilometer weiter – die kosten das gleiche.“
Max Koch, geboren 2001, IT-Techniker in der Altmark (Sachsen-Anhalt)
„Ich liebe meine Heimat. Der Zusammenhalt hier ist verdammt groß. Da wird man gegrüßt und sagt „Mensch, wie geht’s“. In einer Großstadt hast du das ja gar nicht so. Da bist du einer von Tausenden.“

Autor: Lars Seefeldt, Mathias Kubitza
Kamera: Julia Senkler, Ulf Behrens
Schnitt: Rainer Speidel
Redaktion: Bernd Weisener (ZDF)