Ein Jahr Ampel
ZDf-Frontal (2022)
Am 7. Dezember 2021 schlendert eine sichtlich gelöste Politiker-Gruppe in den Berliner Westhafen und unterzeichnet den im straffen Zeitplan verhandelten Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grüne und FDP. Man wolle „den Status Quo überwinden“, die „Klima-Regierung“ sein und – so das Grundmotto – „Mehr Fortschritt wagen“.
Seit dem Auftakt aber befindet sich die Regierung im ständigen Ausnahmezustand. Der 24. Februar, der Angriff Russlands auf die Ukraine, lässt den Koalitionsvertrag schnell und weitgehend zur Makulatur werden. Stattdessen müssen die Ampel-Parteien um die richtige Haltung und das richtige Handeln in dieser Krise ringen.
Die Parteien sind gezwungen, jahrzehntelang gepflegte Grundüberzeugungen über Bord zu werfen. Der grüne Wirtschaftsminister muss organisieren, dass Atomkraftwerke länger laufen und Flüssigerdgas an der Küste anlanden kann. Der FDP-Finanzminister nimmt eine Rekordverschuldung auf und sucht neue Milliarden für Entlastungspakete. Der SPD-Bundeskanzler will die Bundeswehr enorm aufrüsten und die SPD im Ganzen kann sich kaum eingestehen, dass die eigene, traditionsreiche Russlandpolitik mit zu einem brutalen Krieg geführt hat.
Im Aufmerksamkeits-Schatten eskalieren derweil die ökologischen Krisen.
Durch dieses atemlos-anstrengende und beispiellose erste Regierungsjahr begleiten die Autoren Bernd Benthin und Lars Seefeldt entscheidende Akteure der Ampel-Parteien.
Eine Koalition im Krieg – ein Jahr Ampel aus nächster Nähe.